Diese Anleitung versucht auch Hintergrundwissen zu vermitteln und könnte deshalb für den einen oder anderen etwas langatmig ausgefallen sein. Ich versuche das durch etwas Struktur wieder aufzufangen, so, dass man irrelevante Themen überspringen kann.
Mit der Zeit schleichen sich Ungenauigkeiten in der Temperatur- und Tankanzeige ein. Bei der Temperaturanzeige zeigt sich das z. B. dadurch, dass trotz intaktem schwarzem Geber und Thermostat die Nadel nicht mehr viel über 70 Grad steigt. Bei der Tankanzeige steigt die Nadel trotz vollem Tank möglicherweise nicht mehr bis zur 40 Liter-Marke.
Die Anzeigen lassen sich mit mäßigem Aufwand neu justieren. Bevor man jedoch Justiert ist es zweckmäßig den Anzeigenfehler wirklich auf das Instrument einzugrenzen.
Prüfung Temperaturanzeige (Beitrag #2)
Prüfung Tankgeber (Beitrag #3)
Ausbau Kombiinstrument :
Der Ausbau wird hier nicht beschrieben. Da gibt es schon andere, sehr gute Anleitungen hier. An der Stelle möchte ich auf einen sehr guten Beitrag vom Forumsmitglied Der Landvogt verweisen, der sich mit der Stabilität der Spannungsversorgung für die Digitaluhr im KI (gerade während des Startvorganges) auseinandergesetzt hat. Hier: https://www.polotreff.de/forum/t/247759
Ich setze jetzt mal voraus, dass wir das Kombiinstrument auf dem Tisch und die Anzeigeneinheit auch schon ausgebaut haben. Für alle, die wissen möchten, warum sie den einen oder anderen der folgenden Schritte tun, gibt es jetzt noch einen elektrotechnischen und einen messtechnischen Einschub.
Elektrotechnik (Beitrag #4)
Messtechnik (Beitrag #5)
Wer sich bis hierher durch alle Abschnitte gequält hat, weiß jetzt
- wie die Tankanzeige zu prüfen ist
- wie die Temperaturanzeige zu prüfen ist
- dass die Anzeigen und die Fühler elektrische Widerstände sind
- dass die Anzeigen mit den Fühlern in Reihe geschaltet sind
- dass an den Anzeigen die Faktoren Verstärkung und Nullpunktverschiebung eingestellt werden können.
Bisher ist leider immer noch nicht klar, wie die Anzeigen nun korrekt eingestellt werden. Die folgenden Referenztabellen bringen uns der Justage näher. Das Bild ebenso.
Herstellerprüfwerte für schwarzen Temperaturgeber
T [°C
Prüfung Temperaturanzeige:
Wir brauchen
- Multimeter
- Widerstand 100 Ohm
Ablauf:
- Zündung ein
- im Motorraum Stecker vom schwarzen Geber abziehen
- mit Voltmeter am Stecker die Speisespannung zu 10 V bestimmen
- Beträgt die Speisespannung weniger als 9,9 V oder mehr als 10,1 V, ist vermutlich der Spannungsregler im Kombiinstrument defekt. Ersatz kostet nur ein paar Euro und kann eingelötet werden.
- Stimmt die Speisespannung, dann am Stecker beide Kontakte mit einem 100 Ohm Widerstand brücken
- Steigt die Temperaturanzeige nun auf 90 Grad, ist die Anzeige in Ordnung
- Fehler woanders suchen (schwarzer Geber oder Thermostat)
Prüfung Tankgeber:
Wir brauchen:
- 3x Flachstecker 2,8 mm
- 3x Flachsteckhülsen 2,8 mm
- 30 cm Litze 1 mm²
- 2 m Litze (Querschnitt egal z. B. 0,14 mm² oder 0,25 mm²
- Multimeter
- eventuell Pumpe und Schlauch zum leerpumpen des Tanks
Ablauf
- Rückbank auf der Beifahrerseite aufklappen
- Abdeckkappe lösen (2 Schrauben)
- 3fach-Stecker von der Vorpumpe abziehen
- 3 Brückenkabel mit 2,8 mm Flachstecker und Flachsteckhülse anfertigen, 2 davon als Y-Kabel mit ca. 1 m Litze
- mit den Kabeln den Stecker auf die Vorpumpe brücken, die beiden äußeren Kontakte mit den Y-Kabeln
- Litzenkabel unter der Bank in die Fahrgastzelle führen und Abdeckkappe wieder aufschrauben, ohne die Isolation zu beschädigen
- die beiden Litzen sind nun Fühlleitungen und können mit einer Lüsterklemme auf ein Voltmeter gebrückt werden.
- Die meiste Aussagekraft hat nun eine Spannungsmessung zwischen Vollgetankt (4 V) und Leergefahren/Abgepumpt (8 V)
- Sind die beschriebenen Werte gemessen worden, ist der Tankgeber in Ordnung und korrekt justiert.
- Beträgt zumindest die Spanne zwischen Voll und Leer 4 V, aber die Werte liegen woanders, ist der Tankgeber in Ordnung aber falsch justiert.
- Ist die Spanne von 4 V nicht gemessen worden, ist entweder der Tankgeber nicht in Ordnung, der Spannungsregler im Kombiinstrument nicht in Ordnung oder der Tank ist deformiert.
Elektrotechnik:
Geber und Anzeige stellen von der Schaltung einen Spannungsteiler dar. Das Elektronik-Kompendium erklärt den Begriff so:
"Ein Spannungsteiler besteht im Regelfall aus zwei Widerständen, an denen sich die Gesamtspannung U_ges in zwei Teilspannungen aufteilt. Die Grundform ist der unbelastete Spannungsteiler, der einer Reihenschaltung aus zwei Widerständen entspricht."
Unser Spannungsteiler ist immer belastet. Die Belastung hat einen Einfluss auf die Beträge der Widerstände. Das gilt für alle elektrischen Leiter mit Ausnahme von Supraleitern, diese leiten Elektronen Verlustfrei.
Messtechnik:
Wir Menschen können schon eine ganze Menge messen. Bei einem ziemlich großen Teil von Messungen, misst man nicht direkt in der Zielgröße, sondern muss das Ergebnis noch umrechnen. Zum Beispiel messen viele das Heizölvolumen V im Tank durch Ermittlung der Füllstandshöhe h und multiplizieren mit der Grundfläche A (A für englisch Area).
V = A*h
Wir berechnen also die Zielgröße (V) durch Multiplikation einer Konstanten (A) mit einer Laufvariablen (h).
Wenn nun ein Restvolumen Heizöl V1 im Tank war und wir diesen Punkt vor dem Nachfüllen mit einem Strich markiert hatten messen wir nun das Nachfüllvolumen zwischen Strich und neuem Ölspiegel. Das Gesamtvolumen wird durch Addition ermittelt.
V = A*h + V1
Da steht nun die angewendete Geradengleichung. Und hier die Allgemeinform aus dem Mathematikunterricht in der Schule
y = m*x + b
Mit
- m: Steigung
- x: Laufvariable
- b: Verschiebung
Zurück zum Öltank: Diese Formel gilt für jeden Öltank mit konstantem Querschnitt A. Der Querschnitt ist von Tank zu Tank verschieden. Dabei handelt es sich gewissermaßen um eine Eigenschaft des Tanks. V1 ist von Situation zu Situation verschieden. Ist der Tank neu und leer, ist V1 null. Ansonsten kann V1 jeden beliebigen Wert haben und stellt dann eine Nullpunktverschiebung dar.
Jetzt sind wir der Justage unserer Anzeige schon ziemlich nah gekommen. Auch diese bietet uns die beiden Justagefaktoren an
- Steigung (oder Verstärkung)
- Verschiebung
In der folgenden Grafik kann man das noch mal nachvollziehen.
- Die rote Linie stellt den Standardfall dar. 90 Grad Wassertemperatur werden mit 90 Grad an der Anzeige dargestellt.
- Die grüne Linie zeigt eine korrekte Verstärkung m mit nicht korrektem Nullpunkt b im negativen Bereich. 90 Grad Wassertemperatur werden nur mit ca. 75 Grad an der Anzeige dargestellt. Der aufmerksame Autoschrauber beginnt irrigerweise das Thermostat zu prüfen.
- die blaue Linie zeigt eine zu große Verstärkung m mit nicht korrektem Nullpunkt b im positiven Bereich. In der Praxis würde jeder Autofahrer sofort rechts ran fahren, weil er Sorge hat, sein Auto koche gleich über. Tatsächlich hat die Kiste nur knapp eine Temperatur von etwas über 80 °C erreicht.
Der Bericht ist so gut, daß er in "Anleitungen" rein sollte!
Muss ihn nochmal genauer durchlesen, finde aber auch
Vielen Dank für die ausführliche Anleitung. Bevor man jedoch in das komplizierte Justieren der Instrumente einsteigt, gibt es jedoch einfachere und werkstattgemäße Wartungs- und Reparaturarbeiten, die dem vorausgehen sollten.
Ist es nicht auch einfacher, ggfs. Geber für Temperatur oder Tankanzeige zu erneuern?
Viele Grüße Juggi
Zitat:
Ist es nicht auch einfacher, ggfs. Geber für Temperatur oder Tankanzeige zu erneuern?