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Ölwanne 6n2_Anleitung zum Ausbau?

Chris.29
  • Themenstarter
Chris.29's Polo 6N2

Ich suche eine gute Anleitung zu Ausbau und Abdichtung der 6n2 Ölwanne.



Theorie (bis jemand was "qualitativ hochwertigeres" schreibt) wie ich vorgehen würde:

- Bereich "rundrum", also der Kontaktfläche von außen und die Schrauben (z.B. mit einer Messingdrahtbürste oder harten Plastikbürste oder so) grob säubern

- Öl Ablassen (und ggf. Filter auch gleich raus und tauschen, falls der fällig wär)

- Zeug, was im Weg is, ggf. wegräumen (Krümmer? Kabel?).

- Alle Schrauben lockern; falls das (was der Regelfall sein sollte) problemlos ging kann man die auch gleich komplett raus schrauben. Beim Schwungrad gibts ggf. Kerben wenn das im Weg ist, oder ist das beim 6N2 anders?) Ggf. hilft ein Inbus mit Kugelkopf wenn man schlecht dran kommt.

- Vorsichtig aber trotzdem "mit dosierter Gewalt" die Ölwanne abnehmen; ggf. mit Gummi- oder Plastikhammer oder normalem Hammer+Holzstück und falls nötig mit Spatel nachhelfen

- Ansaugfilter prüfen und reinigen; "motorseitiges" wie Kurbelwelle etc. ggf. grob abwischen mit einem fusselfreien Tuch; würd ich aber glaub ich nur machen, wenn viel "Schmodder" dran is - sonst einfach "in Ruhe lassen"; is ja kein F1-Rennwagenmotor

- Wanne reinigen; dabei auf Metallabrieb, ~späne oder sonstigen "nicht-öliges" Grind achten (falls die meisten Späne nicht eh schon an einem Magneten hängen geblieben sind)

- Kontaktflächen zwischen Motor und Wanne komplett (aber möglichst kratzerfrei) reinigen; ist hierfür z.B. eine Nylonbürste eine gute Idee? Halt immer von seicht nach grob durchtesten bis was geholfen hat, wie es bei jeder Reinigung sein sollte

- Dann würd ich ggf. mal die gereinigten Komponenten zusammen halten und mit zB einer Taschenlampe auf groben Verzug bzw. Planheit zueinander prüfen. Im Bezug auf Zylinderköpfe hab ich hier schon von Schleifpapier auf Floatingglas Methoden gehört wie man der Planheit (zumindest der Wanne selber) nachhelfen könnte, falls wirklich nötig.
Da hier aber quasi kein Öldruck (bis auf das Eigengewicht plus "ein Mü" beim rumschwappen vielleicht) auf die Dichtung wirkt, braucht man hier vermutlich nicht päpstlicher als der Papst sein.

- Dichtbatz bereit legen; da gibts extra ölresistenten und ggf. dauerelastischen in Tuben für Ölstellen wie Getriebe und Ölwanne; Farbe egal

- Dichtflächen penibelst reinigen (Öl, Silikonreste, ...); ob hier Bremsenreiniger reicht?
Ich hab hier noch "aus der Unterhaltungsindustrie" so Reinigungszeug in Sprühdosen das die für ihre ~50-400bar Hydraulikzeugs benutzen ... aber das zieht dir vermutlich sogar das Fett aus der Butter raus und ist ggf. leichter Overkill für den Zweck ... Lager jeglicher Art sollte man mit dem Zeug am besten fern bleiben

- Dichtwurscht einseitig und unterbrechungsfrei vllt. ~2-3mm dick auf die Wanne auftragen; dabei bei den Schraubenlöchern immer "in Richtung Kurbelwelle innen" bleiben, sonst siffts dir nachher durch die Schrauben raus.
"Außen" bei den Schrauben kannst du nach belieben natürlich nachher auch was hinbatzen, is aber technisch nicht nötig und nur Optik
Nicht "zu viel" Dichtbatz nehmen, sonst drückts ggf. in Richtung Innenraum und du hast potenzielle Siebverstopferklumpen - daher ist "außen bei den Schrauben" vllt. doch auch als Kontrollinstanz sinnvoll damit du ahnen kannst, obs auch "innen" zu viel war.

- Die Wanne grob darunter halten; ggf. schon mal 2-3 Schrauben (oder gar passende Gewindestangen) leicht rein drehen als Führungshilfe macht ggf. das Leben leichter; dann leicht andrücken, die restlichen Schrauben ergänzen und schonmal alle handfest rein drehen.

- Dann nochmal auf "zu viel Dichtbatz" prüfen und wenns i.O. ist alle Schrauben nach Herstellervorgabe anziehen (sind glaub ich nur wenige Nm, muss ja nur sich selber halten +vllt. 2.3kg Ölgewicht).

- Ich meine mich zu erinnern, dass du vor dem Wiederbefüllen mit Öl ca. 1Tag warten solltest, bis der Dichtbatz halbwegs stabil geworden is; steht aber ggf. eh auf der jew. Dichtbatztube drauf wie lange die gerne hätte bevor die Öl sieht.
Ist aber "wenns schnell gehn muss" bestimmt auch keine Wissenschaft und nach paar Stunden kanns ggf. schon wieder weiter gehn. Du magst halt verhindern, dass dir das Öl zwischen Dichtbatz und Metall kriecht, bevor der Dichtbatz sich am Metall richtig fest gesetzt hat.

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Bitte korrigieren, falls ich was falsch aus dem Ärmel geschüttelt (oder vergessen) hab - man lernt nie aus.
Hab zwar schon 2 Getriebe so wieder zusammen "gepappt" nach dem Neulagern, aber kann sein dass die Ölwanne hiervon irgendwo abweicht bzgl. benötigter Liebe


Hier in dem Video z.B. legt er die Dichtwurscht "von außen" an und macht die Innenseiten erst später ... das schreit zumindest vom Prinzip her nach tropfenden Schrauben, weil er doch 1/10mm Eck vergessen bzw. "nicht g'scheid erwischt" hat; sichtbar ab Zeitstempel ~4min10sek und bei ~4min33sek schauts richtig "bäh" aus, selbst für meine Pfuscheraugen:
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  • Außerdem ist seine Dichtwurscht doch schon etwas dick für meinen Geschmack ... sieht man auch bei der Montage bei ~5min10sek wies den Batz in die Schraubenlöcher rein drückt.

    Bin ich zu streng, wenn ich hier "mecker" ? Hat ja nicht jeder die Zeit, sich Zeit zu nehmen und es einmal "in möglichst penibel" zu machen

    Aber der sprüht den Entfetter auch einfach so in Richtung Kurbelwellen als Nebel ... das geht auch "gezielter", oder?

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    Hier in dem anderen Video sieht man auch wie es besser ausschaut, wenn man es "innen und nicht zu dick" aufträgt; zwar kein 6N, aber ggü. dem Plexiglas kann man sehen wie sich der Dichtbatz zurecht drückt ab ~13min52sek und dann quasi passt; er hat ~3mm dick gewurschtet, aber ~2mm hätten vrsl. auch gereicht in seinem Fall; passt aber noch alles:[Dieser Link ist nur für Mitglieder sichtbar


  • ... und ab ~20min34sek sieht man was passiert wenn man es "falsch" a) zu dick und b) "nur außen" aufträgt:[Dieser Link ist nur für Mitglieder sichtbar

  • Bei ~22min41sek kann man dann oben im Bild sehen, wie man sich allfällige Dichtbatzklumpen im Filtersieb provoziert und unten links und rechts im Bild jeweils wie das Öl quasi ungehindert zum Schraubenloch fließen könnte.



  • Ausbau
    – Kabelführung an der Ölwanne ausbauen.
    – Gelenkwelle rechts am Getriebe abschrauben .
    – Ggf. Schraube vom vorderen Lager für Achslenker ausbauen.
    - Abgasrohr kann zwar dran bleiben, aber es erleichtert die Arbeit, wenn das Stück unter der Ölwanne aus dem Weg ist. Andererseits können abgerissene Schrauben auch Mehrarbeit machen.
    – Abdeckblech für das Schwungrad abbauen.
    – die mit Flüssigdichtung abgedichtete Ölwanne loschrauben.
    – Ölwanne abehmen. Ggf. durch leichte Schläge mit einem Gummihammer lösen.
    – Dichtmittelreste am Zylinderblock mit einem Flachschaber entfernen.
    – Dichtmittelreste an der Ölwanne mittels einer rotierender Bürste entfernen, z.B. einer Handbohrmaschine mit Kunststoffbürsten-Einsatz
    – Dichtflächen reinigen (öl- und fettfrei machen).
    Dichtmittel VW D176404A2 oder vergleichbar (z.B. Elring DIRKO BEIGE, REINZOSIL)

    Einbau
    - die Ölwanne muss nach dem Auftragen des Silikon-Dichtmittels innerhalb 5 Min. eingebaut werden.
    - die Ölwanne lässt sich leichter und sicherer ansetzen, wenn man zur Führung an zwei Stellen am Flansch des Zylinderblocks M6-Gewindestifte einsetzt.
    - die Tubendüse an der vorderen Markierung abschneiden (Durchmesser der Düse ca. 3 mm)
    - das Silikon-Dichtmittel auf die saubere Dichtfläche der Ölwanne auftragen.
    - die Dichtmittelraupe muss 2...3 mm dick sein und im Bereich der Schraubenbohrungen an der Innenseite vorbeilaufen.
    - die Dichtmittelraupe darf nicht dicker sein, da sonst überschüssiges Dichtmittel in die Ölwanne gelangen und das Sieb im Ölansaugrohr verstopfen kann.
    - die Ölwanne sofort ansetzen und alle Ölwannenschrauben leicht anziehen.
    - die Ölwannenschrauben mit 15 Nm festschrauben. (13 Nm bei Aluminium-Ölwanne)
    - nach der Montage der Ölwanne muss das Dichtmittel ca. 30 Minuten trocknen.
    - erst danach darf Motoröl eingefüllt werden.


    Dichtung.jpg
    Dichtung.jpg

    Chris.29
    • Themenstarter
    Chris.29's Polo 6N2

    Lieben Dank für die ausführlichen Kommentare. Das ist viel mehr als ich erwartet habe. Echt gut und herzlichen Dank.

    Zur Gelenkwelle noch: Wie bekomme ich die gelockert; hat jmd vllt Bilder oder einen guten youtube link? Wie gesagt, bin Anfänger.

    Danke Euch!


    Da bräuchtest du (um es sauber zu machen) einen "Vielzahnaufsatz"; meiner is grad im Keller vergraben, ich kann dir also erst in paar Tagen (bis Wochen wenns schlecht läuft) sagen, welche Größe das genau ist; hab grad etwas "Land unter" und komm vorerst nicht an mein Zeug

    Gibts in "kurz" und in "lang" ... hab die lange Variante und es nicht bereut bisher (und hatte schon bestimmt bisher 15-20mal die Hände an den Schrauben).

    Man kann ggf. mit einem Torx pfuschen; sind "nur 45NM" an dem Getriebeflansch (also quasi "Muskelmännerhandfest"), aber da hätt sogar ein Pfuscher wie ich Bedenken, dass man sich die innenverzahnten Schrauben irreversibel rund dreht.
    Falls es wirklich "quick&dirty mitten aufm Berg ohne Handyempfang" sein muss würd ich ggf. mit einer Rohrzange "von außen angreifend" pfuschen, weils außen eigentlich egal is wenns verkratzt is

    Aber der Vielzahnaufsatz kostet wirklich nicht viel und es ist eines der weniger Werkzeuge, die ich mir "extra" zugelegt hab (also nur für die Polos) -> Waren glaub ich damals ~12€ oder so für die lange Variante, die warens definitiv wert ... in heutigem Geld würd ich vllt. 15€ erwarten


    Vielzahn-Nuss lang XZN 8 mm - So sieht's aus:
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  • Anzugsdrehmoment der Innenvielzahnschrauben M8X48: 40 Nm


  • Chris.29
    • Themenstarter
    Chris.29's Polo 6N2

    Noch mal: Ganz lieben Dank für Eure Unterstützung! Das ist so viel mehr als ich bei "Jetzt helfe ich mir selbst" gefunden habe. Und ich denke, das bekomme ich jetzt hin. Prima.


    Ich meine mir mal 45Nm aus dem "MachsDirSelber" gemerkt zu haben ... ich nehm mir aber mal die Freiheit zu sagen dass das an der fettigen und der wilden Natur ausgesetzten Ecke keinen Unterschied macht ob 40 oder 45 - erstrecht wenn man nicht alles inkl. Flansch neu macht, sondern die Altteile wieder festschraubt
    (Noch dazu bin ich mir nicht wirklich sicher, ob die meisten Drehmomentknackschlüssel nicht eh schon ab Werk so um die +/-5Nm hin oder her Toleranz haben oder mal ein halbes Jahr versehentlich gespannt im Keller lagen und somit gedriftet sind.)

    Soll halt "gut fest, aber nicht zu fest" sein an der Ecke; außerdem sollte bei Drehmomentangaben generell das jew. Gewinde möglichst fettfrei sein, da man sonst (kurzgesagt) zu viel Zug auf Schraube&Gewinde bringt.
    (Gilt auch für Radschrauben etc. - wurde hier aber schon oft durchexerziert "warum" )

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    Als "Profipfuschertipp" kann ich dir an genau dem Eck noch eine Plastiktüte, Frischhaltefolie oder Zeitung (oder was auch immer grad da is) mitgeben; dann saut der Achsflansch nicht gar so rum während man in der Nähe rumschraubt (und es kommt auch nicht so viel Dreck oder Staub rein, v.a. wenn man auf der offenen Straße schraubt. Und nein, an dem Eck kommts auch nicht auf das ein oder andere "verlorene" Gramm Fett an, das man beim Schrauben ggf. abwischt; wenn ein halbwegs sinnvoller Batzen "sandfrei" drin bleibt, passt es schon



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