Wie einige vielleicht wissen, bin ich gerade dabei einen AER Motor zu überholen. (bzw stehe noch vor der Entscheidung, ob sich das bei dem Motor noch lohnt, nachdem ich ihn jetzt komplett zerlegt habe)
Dabei grüble ich natürlich über alles mögliche nach. Aktuell geht mir die Frage im Kopf herum, wie ein Hydrostößel entlüftet werden kann.
Hier ein Bild zur Illustration:
Hallo!
Du musst bedenken, dass das Ventil im Motorbetrieb schnell öffnet und schließt. Der Tassenstößen wird also schnell hoch und runter bewegt. Das Öl im Vorratsraum wird so ständig durchgeschüttelt.
Durch den im Vorratsraum anstehenden Öldruck wird Luft durch den Spalt zwischen Stößelkörper und Führungshülse rausgedrückt.
Das kann natürlich im Betrieb ein paar Minuten dauern. Deshalb soll man ja auch die Stößel mit der "Betätigungsfläche" nach unten lagern, um ein Leerlaufen zu verhindern.
MfG
Danke DS-90. Das wäre ein Denkansatz. Lass mich noch mal laut nachdenken, in der Hoffnung, dass sich noch der eine oder andere einschaltet:
Auf jeden Fall wäre durch diese extreme Schüttelei das Öl und die Luft miteinander vermischt. Das stelle ich mir so vor, wie wenn man ein Glas halb voll mit Wasser macht, mit einem Deckel verschließt und dann kräftig schüttelt.
Sobald man mit dem Schütteln aufhört, entmischt sich das ganze wieder. Also Öl wieder unten und Luft oben.
Jetzt bleibt die Frage, ob und wieviel von diesem Luft-Ölgemisch vom Ventilstößelraum in den Vorratsraum kommt.
Nun kommt aber automatisch ein neues Problem: Wenn im Arbeitsraum etwas Luft enthalten ist, wird diese ja auch geschüttelt und es entsteht auch im Arbeitsraum dieses Öl-Luftgemisch. Dadurch kommt aus dem Ringspalt nicht nur eventuell vorhandene Luft heraus, sondern auch Öl. Gleichzeitig kommt immer mal wieder Öl-Luftgemisch aus dem Vorratsraum durch das Kugelventil in den Arbeitsraum. Also wird auch hier nicht wirklich entlüftet.
In meinem oben erwähnten Motor waren zwei Hydros gummiartig weich, also ließen sich relativ leicht eindrücken.
Es sind nicht zufällig der erste und dritte auf dem folgenden Film:
Zwei weitere ließen sich vielleicht einen halben bis ganzen Millimeter eindrücken. Die anderen quasi starr. (so wie es sein sollte)
Habe eben eins von den gummiweichen Hydros genommen und mit der Öffnung nach oben in Öl getaucht und immer kräftig gepumpt. Bei jedem Pumpvorgang kamen ein paar Luftbläschen aus der Öffnung. Nach vielleicht 40-50 Pumpvorgängen wurde der Hydro immer härter. Ich würde fast sagen, so hart wie die anderen Hydros, die noch in Ordnung sind.
Die Frage ist, warum diese beiden Hydros so leer waren und die anderen nicht. Dazu habe ich mir auch schon etwas überlegt. Bleiben zwei Fragen:
1. Wie kam die Luft hinein (aber das müsste zu lösen sein)
2. Wie kommt die Luft wieder raus? (an der Frage arbeiten wir ja gerade)
jetzt mal ick als Blonder, wie wäre es denn wenn die Nocke bei den besagten Hydro`s vielleicht eingelaufen ist und die denn dadurch nicht mehr richtig zusammendrückt und dadurch wieder weniger zirkuliert? is det jetzt richtig wat ick mir so vorstelle?
Die Luft kommt rein weil der Stößel über die Ölbohrung und den Spalt zwischen Stößelkörper und Führungshülse bei Motorstillstand Öl verliert.
Außerdem sind bei Motorstillstand einige Ventile betätigt. Die Hydros von diesen Ventilen sind in dem Fall voll zusammengedrückt.
Bei jeder Ventilbetätigung im Motorlauf drückt sich ein gesunder Stößel bis zu 0,1mm zusammen. Das muss auch so sein um die Längenänderung des Ventilschafts ausgleichen zu können. Das heist, ein Hydrostößel muss sich zusammendrücken lassen. Wie schnell er sich zusammendrücken lässt hängt von der Ölviskosität und dem Verschleißzustand des Stößels ab.
Wenn im Arbeitsraum des Stößels Luft oder ein Öl-Luft-Gemisch ist, dann klappert der Hydro weil sich Luft bekanntlich verdichten lässt.
Am Hydrostößel liegen bei gesundem Motor ca. 5 bar Öldruck an. Der Stößel wird regelrecht mit Öl gespült und die Luft und das Öl wird durch den Spalt an der Führungshülse rausgepresst. Der Vorratsraum dient nur für die ersten KW-Umdrehungen, um genügend Öl zum Ausfahren des Druckbolzens bereitzuhalten (aufgrund der betätigten Ventile bei Motorstillstand).
Bei ausreichend Öldruck und intaktem Stößen ist also keine Luft im Hydro.
Wenn dennoch Luft drin ist aufgrund zu geringen Öldrucks, Ölstandes, Ölaufschäumung etc. dann gelangt diese Luft zwangsläufig auch in den Arbeitraum und der Stößel klappert.
MfG
Danke Rotti für deinen Beitrag. Es stimmt, dass eine der Nocke ca 0,7mm eingelaufen ist. Aber es ist nicht die Nocke, unter denen die Hydros besonders weich waren. Deshalb fällt diese Möglichkeit leider erst mal aus. Trotzdem Danke! Jede Idee ist willkommen!
Zitat:
Außerdem sind bei Motorstillstand einige Ventile betätigt. Die Hydros von diesen Ventilen sind in dem Fall voll zusammengedrückt.
Bei jeder Ventilbetätigung im Motorlauf drückt sich ein gesunder Stößel bis zu 0,1mm zusammen.
Das muss auch so sein um die Längenänderung des Ventilschafts ausgleichen zu können. Das heist, ein Hydrostößel muss sich zusammendrücken lassen. Wie schnell er sich zusammendrücken lässt hängt von der Ölviskosität und dem Verschleißzustand des Stößels ab.
Wenn im Arbeitsraum des Stößels Luft oder ein Öl-Luft-Gemisch ist, dann klappert der Hydro weil sich Luft bekanntlich verdichten lässt.
Am Hydrostößel liegen bei gesundem Motor ca. 5 bar Öldruck an. Der Stößel wird regelrecht mit Öl gespült und die Luft und das Öl wird durch den Spalt an der Führungshülse rausgepresst.
Der Vorratsraum dient nur für die ersten KW-Umdrehungen, um genügend Öl zum Ausfahren des Druckbolzens bereitzuhalten (aufgrund der betätigten Ventile bei Motorstillstand).
Bei ausreichend Öldruck und intaktem Stößen ist also keine Luft im Hydro.
Wenn dennoch Luft drin ist aufgrund zu geringen Öldrucks, Ölstandes, Ölaufschäumung etc. dann gelangt diese Luft zwangsläufig auch in den Arbeitraum und der Stößel klappert.
Hallo karli,
Durch den hohen Öldruck und das zusammen stauchen entweicht die Luft. Zwar nicht von ein mal, aber ein paar mal Reichen um die Luft raus zu drücken.
Habe mal ne zkd an nen Opel gemacht, aufgrund der Kipphebel musste ich die hydros entleeren. Waren also komplett gefüllt mit Luft. Er klapperte natürlich im Leerlauf (geringer Öldruck) aber nen Moment die Drehzahl erhöht und schon war er still Mfg
Die Stößel drücken sich auf jeden Fall bis zu 0,1mm zusammen (laut VW SSP 63). Noch schlimmer als zu großes Ventilspiel ist zu wenig Ventilspiel. Folge: Das Ventil schließt nicht mehr und kann die Wärme nicht an den Ventilsitz abgeben --> das Ventil brennt weg. Eine Längenänderung tritt beim Beschleunigen innerhalb weniger Sekunden auf. Der Ringspalt muss also ein definiertes Maß haben, damit der Arbeitsraum nicht zu dicht ist.
Der Ventilspielausgleich findet somit nach jeder Betätigung erneut statt.
Und zum Entlüften: Wie gesagt das Öl und die Luft wird im Stößel "geschüttelt". Durch den Öldruck wird die Luft verdichtet. Kommt Luft in die Nähe des Spaltes der Führungshülse, dann entweicht sie sofort aufgrund ihrer niedrigen "Viskosität". Luft kann viel einfacher durch einen Spalt entweichen als Öl.
Das muss man sich wie beim Bremse entlüften vorstellen: Bremssystem steht unter Druck , man dreht die Entlüfterschraube auf und dann kommt erstmal nur viel Luft und dann hämmert die Bremsflüssigkeit regelrecht gegen das Entlüfterventil.
Das die Luft nach oben steigt ist bei dem sich bewegenden Hydrostößel zu vernachlässigen.
MfG
Ou, das ist ein super Erfahrungsbericht Rocco!
Das erspart mir den Versuch. Man kann also definitiv sagen, dass vorhandene Luft tatsächlich innerhalb kurzer Zeit entweichen kann. Fettes Dank für deinen Beitrag!
Zitat:
Die Stößel drücken sich auf jeden Fall bis zu 0,1mm zusammen (laut VW SSP 63).
Noch schlimmer als zu großes Ventilspiel ist zu wenig Ventilspiel. Folge: Das Ventil schließt nicht mehr und kann die Wärme nicht an den Ventilsitz abgeben --> das Ventil brennt weg.
Eine Längenänderung tritt beim Beschleunigen innerhalb weniger Sekunden auf. Der Ringspalt muss also ein definiertes Maß haben, damit der Arbeitsraum nicht zu dicht ist.
Der Ventilspielausgleich findet somit nach jeder Betätigung erneut statt.
Und zum Entlüften: Wie gesagt das Öl und die Luft wird im Stößel "geschüttelt". Durch den Öldruck wird die Luft verdichtet. Kommt Luft in die Nähe des Spaltes der Führungshülse, dann entweicht sie sofort aufgrund ihrer niedrigen "Viskosität". Luft kann viel einfacher durch einen Spalt entweichen als Öl.
Das muss man sich wie beim Bremse entlüften vorstellen: Bremssystem steht unter Druck , man dreht die Entlüfterschraube auf und dann kommt erstmal nur viel Luft und dann hämmert die Bremsflüssigkeit regelrecht gegen das Entlüfterventil.
Das die Luft nach oben steigt ist bei dem sich bewegenden Hydrostößel zu vernachlässigen.
Das die Ventile bei zu hohem Öldruck offen bleiben stimmt. Hab ich schon mal erlebt. Allerdings brennen sie in dem Fall nicht weg, der Motor geht nach kurzem Laufenlassen einfach aus und springt erst nach einiger Zeit wieder an. Da denkste im ersten Moment du bist bei versteckte Kamera. Ursache ist meist ein hängendes oder falsch eingestelltes, falsch eingebautes Überdruckventil.
MfG
Ich glaube ich habe die Lösung für das entlüften. Nehmen wir an das Hydro wäre voller Luft. Beim Motorstart wird nun der Öldruck aufgebaut. Abhängig von der Ölviskosität und Temperatur und Drehzahl und vom Zustand des Überdruckventils und Undichtigkeiten der Ölpumpe und Lager bis zu 5 Bar. Durch diesen hohen Druck wird die Luft im Hydro auf 20% ihres Volumens zusammengepresst. Das Hydro befüllt sich dabei mit bis zu 80% Motoröl. Das wird kräftig geschüttelt und durchmischt. Wenn man jetzt den Öldruck reduziert z. B durch Drehzahlreduzierung wird auch die Luft im Hydro dekomprimiert. Nun wird aber nicht nur reines Öl aus dem Hydro zurück in den ZK gedrückt sondern durch die Durchmischung auch eine gute Portion Luft. Nach dieser Prozedur befindet sich nicht mehr 100 % Luft im Hydro sondern vielleicht 20% Öl. Bei jeder Erhöhung des Öldruckes z.B beim Gasgeben läuft die gleiche Prozedur ab und der Anteil des Öles im Hydro erhöht sich etwas bis irgendwann nach mehreren solche Öldruckwechsel nur noch Öl im Hydro ist.
Bleibt nur noch die Frags warum bei manchen Autos immer wieder Luft ins Hydro kommt. Es kann kein systematisches Problem sein sonst hätten das ja alle Motoren. Entweder haben die Hydros wirklich einen Schaden oder am Motor stimmt was nicht. Mein liebster Verdächtiger ist jetzt das Ölrücklaufsperrventil. Ist das defekt oder undicht, so läuft Öl aus den Ölkanälen zurück in den Ölsumpf. Dann wird Luft nachgesaugt die dann beim Motorstart zum Teil in die von den Nocken im Stand komprimierten Hydros gepresst wird.
Ob es wurklich genau so ist weiß ich nicht aber es ist zumindest durchgängig plausibel.
Habe eben nach der Entwicklung meiner Theorie gezielt nach Hydro und wechselnden Drehzahlen gegoogelt und ein Pdf vom Nockenwellenhersteller Campro gefunden, indem zur Entlüftung die Prozedur Drehzahländerungen vorgeschlagen wird. Link folgt später weil ich das hier auf meinem Handy schreibe und ich nicht weiß, wie man Links kopiert.
Wer weiß wo sich dieses Rückschlagventil bei den kleinen Polomotoren befindet?
Hier das PDF vom Nockenwellenhersteller Campro, in dem die Entlüftungsprozedur der Hydros beschrieben wird. Passt wunderbar zu meiner Theorie der wechselnden Drehzahlen (bzw wechselndem Öldruck). Bei jedem Wechsel wird Öl reingepumpt und Öl-Luftgemisch wieder rausgedrückt.
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Hallo!
Hmmm... dort steht aber, dass es Wurst ist ob der Motor mit konstant 2500 Umbrehungen oder mit wechselnden Drehzahlen 4 Minuten lang läuft. Der Sinn ist einfach nur, dass durch den hohen Öldruck die Luft aus dem Stößel gedrückt wird und nicht aufgrund des schwankenden Öldrucks.
Davon abgesehen ist bei kaltem Öl der Öldruck konstant bei um die 5 bar, egal ob Leerlauf oder Abregeldrehzahl.
Die 30 Sekunden Leerlaufphase in der Beschreibung sind auch nur zur Kontrolle da, dass der Stößel bei niedrigem Öldruck nicht wieder zu klappern anfängt (aufgrund von Luftresten oder Verschleiß.
Die gleiche Beschreibung steht in fast jedem Reparaturleitfaden.
MfG
Weil mir die Sache immer noch keine Ruhe lässt, da nicht ich habe gerade mit einem Techniker bei Campro telefoniert. Der hat das mit dem Öldruckwechsel bestätigt. Ergänzenderweise hat er auch gemeint, dass es zwischendurch ganz gut wäre, bei extrem 'belüfteten' Hydros, den Motor zwischen den Zyklen ein paar Minuten ganz abzustellen. Dabei würden sie sich dann auch entlüften.
Klar, denn in dem Fall hätte man nach kurzer Zeit Null Öldruck und das Öl-Luftgemisch quillt aus der Hydrostößelöffnung in den Zylinderkopf zurück.
Ich denke, man kann hiermit den Thread beenden. Auf jeden Fall Danke für eure Denk-Mitarbeit!