Irrtümer rund ums Öl und SAE Bezeichnung
Irrtümer rund ums Öl
Viele kennen die
Meinungen diverser Schrauber - "du hast ein altes Auto, da kannst du
kein dünnes Vollsynthetisches Öl benutzen. Der verbraucht dann viel mehr
Öl". Wie man an den Spezifikationen der SAE-Norm sehen kann ist das ein
Irrtum. Nehmen wir einen Serienwagen Benziner aus den 80er Jahren. Für
diese war oftmals ein 15W40 vorgeschrieben - also ein Mineralöl.
Verwendet man nun ein 0W-40 Vollsynthetisch, so ist dieses Öl ja bei 99
Grad gar nicht dünner als das 15W40 - es sind ja beides 40er Öle. Das
Vollsynthetische Öl ist gegenüber dem Mineralöl eben nur im kalten
Zustand dünner und genau das wollen wir ja um eine verschleißarmen
Kaltstart zu erreichen.
Nun liest man immer wieder davon das
Gebrauchtwagenkäufer ( Youngtimer ) beim umstellen auf ein neues
Vollsynthetisches Öl mehr Öl verbrauchen und sogar das Öl aus den
Dichtungen tritt. Meiner Meinung nach wäre das so oder so passiert. Denn
wie oft wurde der Ölwechsel gerade bei alten Wagen vernachlässigt, das
Öl ist schon teerig und zäh. Nach dem Ölwechsel läuft dann auch ein
Mineralöl aus den Dichtungen wenn sie beschädigt sind. Abhilfe schafft
hier neue Dichtungen einzubauen und man kann problemlos ein
vollsynthetisches Öl verwenden.
"Mein Auto verbraucht viel Öl und
da ich ständig nachkippen muss, kann ich mir den Ölwechsel sparen".
Auch das ist ein Irrtum. Mit der Zeit bilden sich Ablagerungen im Öl,
die auch der Ölfilter nicht herausfiltern kann. Diese Ablagerungen
werden nur durch ablassen des Öls entfernt. Kippt man ständig nur Öl
nach, bleiben diese Ablagerungen vorhanden und das neue Öl wird durch
das alte Öl sofort zerstört.
"Ölzusätze vermindern die Reibung
und erhöhen die Lebensdauer des Motors." Das möchten uns diverse
Hersteller solcher Zusätze erzählen, aber es ist einfach Blödsinn. Außer
das man für ein paar hundert Milliliter viele Euros los wird bringt das
ganze gar nichts. Unter Umständen sind solche Zusätze sogar schädlich
da sie mit dem Öl schlecht reagieren können, die Eigenschaften des Öls
zerstören oder so feine Bestandteile enthalten, die sich in den Poren
der Motorbauteile festsetzen und die Wärmeableitung verschlechtern. Mein
Rat - Finger weg von solchen Zusätzen.
SAE-Bezeichnung aufgeklärt
Gelesen
haben wir schon alle davon, ob 15W40, 5W40 oder gar 0W50 - man nimmt in
der Regel das was der Hersteller vor gibt und tut damit das Beste für
seinen Motor. Weit gefehlt, denn der Hersteller schreibt nur das Öl vor
was eben ausreichend ist und womit getestet wurde, das der Motor die
durchschnittliche Lebensdauer erreicht. Es gibt aber in der Regel meist
hochwertigere Öle als vom Hersteller vorgeschrieben und es ist meist
besser diese zu verwenden.
Öle werden nach verschiedenen
Klassifikationen eingeteilt. Es gibt die SAE-, APi- und
ACEA-Klassifikation sowie auch Herstellerspezifische Einteilungen. Ich
möchte hier nur auf die SAE-Klassifikation eingehen. Diese wurde 1911
von der Society of Automotive Engineers festgelegt. Am Anfang gab es nur
so genannten Einbereichsöle die nach dem Muster SAE XX oder SAE xxW
(W=Winter ) festgelegt wurden. Es war früher also notwendig im Sommer
ein anderes Öl zu nutzen als im Winter. Später kamen die Mehrbereichsöle
die eben sowohl im Sommer als auch im Winter genutzt werden konnten.
Dazu wurde die SAE-Bezeichnung erweitert auf das Muster xxW-xx - also
z.B. das heute gängige 5W-40.
Nimmt man als Beispiel die
Bezeichnung 5W-40 so steht die Zahl 5 vor dem W für die Viskosität bei
18 Grad Minus. Dabei bezieht sich die 5 auf die alte SAE-Klassifikation
der Einbereichsöle. Ein 5W-40 entspricht also einem SAE 5 Einbereichsöl
bei minus 18 Grad. Die Zahl 40 nach dem W steht für die Viskosität bei
99 Grad. Ein Öl ist im kalten Zustand dicker als im warmen. Der höchste
Motorverschleiß tritt beim Kaltstart ein. Desto kälter/zäher das Öl ist,
desto schlechter sind die Schmiereigenschaften. Ein gutes Öl sollte also
im kalten Zustand schon möglichst dünn sein. So ist ein 15W-40 bei 18
Grad minus dicker als ein 5W-40. Bei 99 Grad sind beide Öle dann gleich
dünnflüssig. Man sieht also, das ein 5W-40 im kalten Zustand ( gerade
im Winter ) den Motor sehr viel mehr schont. Schreibt ein Hersteller ein
15W-40 vor, so ist es eben trotzdem besser ein 5W-40 zu verwenden.
Wichtig
ist sich zu merken, je tiefer die Zahl vor dem W, desto besser ist das
Öl für den Kaltstart und somit vor allem für den Winter geeignet. Desto
höher die Zahl nach dem W, desto dicker ist das Öl im warmen Zustand.
Ein 0W-30 Öl ist also im warmen Zustand dünner als ein 0W-40 Öl. Die
Zahl vor dem W darf in der Regel tiefer sein als vom Hersteller
vorgegeben, die Zahl nach dem W sollte dabei mit der Herstellerangabe
übereinstimmen. So ist es kein Problem ein 0W-40 in einem Motor zu
nutzen der laut Hersteller mit 10W-40 betrieben werden soll. Abzuraten
ist aber davon ein 10W-30 in einem Motor zu nutzen der mit 10W-40
betrieben werden soll.
Wer seinen Motor z.B. auf der Rennstrecke
stark beansprucht und hohe Öltemperaturen erreicht, sollte bei z.B.
einem vorgeschriebenen 10W40 eher ein 10W50 nehmen um zu verhindern das
das Öl zu dünn wird. Aber eben nur unter extremen Belastungen. Im
Straßenbetrieb wäre ein 10W50 anstatt des 10W40 im warmen Zustand zu
dickflüssig.
Wichtig ist noch zu erwähnen das diverse
Dieselmotoren mit Partikelfilter unter Umständen spezielle vom
Hersteller vorgeschrieben Öle verlangen, die bei der Verbrennung absolut
keine Rückstände bilden. Solche Motoren können nicht einfach wie oben
beschrieben mit anderen Ölen betrieben werden. Für genau Informationen
sollte man immer den Hersteller kontaktieren bzw. in der Fachwerkstatt
nachfragen.
Vollsynthetisch Teilsynthetisch Mineralöl
Gute
Mehrbereichsöle sind in der Regel Vollsynthetische Öle, denn nur mit
diesen kann man die Eigenschaften eines 0W40 erreichen. Ein 15W40 ist
dagegen meist ein Mineralöl. Ein 10W40 meist ein teilsynthetisches Öl.
Aber worin liegt der Unterscheid zwischen einem Mineralöl und einem
Vollsynthetischem Öl ?
Mit der Entdeckung der Polymere Ende der
60er Jahre wurden die Mehrbereichsöle entwickelt. Diese Öle haben die
Eigenschaft, dass sie bei unterschiedlichen Temperaturen ihre Viskosität
nicht so stark ändern wie Einbereichsöle. Das ermöglicht es, im Sommer
und im Winter das gleiche Öl zu benutzen und erleichtert das Starten des
Motors bedeutend. Aber nicht nur die besseren Viskositätseigenschaften
der Vollsynthetischen Öle sind von großer Bedeutung, sondern auch die
anderen Eigenschaften wie Temperaturbeständigkeit, Verdampfungseffekt
und der Neigung kaum Ablagerungen im Motor zu bilden.
Ein
Mineralöl verträgt nur Temperaturen bis maximal ca. 150 Grad. Ein
Vollsynthetisches Öl je nach Qualität ca. 230 Grad. Wenn man bedenkt das
bei modernen Hochleistungsmotoren unter Vollast wie z.B. einer
Vollgasfahrt auf der Autobahn an den Kolben Temperaturen weit über 200
Grad auftreten können, so wird einem schnell klar das hier ein Mineralöl
schnell an seine Grenzen stößt. Das Öl wird in seinen Eigenschaften
zerstört - es altert schneller. Vor allem bei Turbo-Motoren wird das Öl
sehr stark thermisch beansprucht.
Ein weiterer Punkt ist der
Verdampfungseffekt. Wird Öl warm, neigt es dazu zu verdampfen. Das kann
man ganz leicht testen in dem man mal etwas Öl erwärmt. Beim Mineralöl
steigen förmliche Dampfwolken auf, während beim Vollsynthetischem Öl
dieser Effekt deutlich geringer ist. Der Ölverbrauch ist deshalb
theoretisch beim Mineralöl höher als beim Vollsynthetischem Öl.
Noch
ein Vorteil der Vollsynthetischen Öle ist, das sie sehr viel weniger
Ablagerungen im Motor bilden als Mineralöle. Zwar werden sowohl
Mineralöle als auch Vollsynthetische Öle mit vielen Zusätzen versehen
die Ablagerungen verhindern sollen, aber ein Vollsynthetisches Öl ist
schon von seinen Grundeigenschaften her das Öl, das weniger Ablagerungen
verursacht.
Ölwechsel - wie oft ?
Vor
einigen Jahren noch waren bei den meisten Autos die Ölwechselintervalle
bei 10.000-15.000 Km zu erledigen. Heute schreiben Hersteller Ölwechsel
bei manchen Modellen nur noch alle 30.000 Km und mehr vor. Auch ein
Resultat der besseren Eigenschaften die heutige moderne Öle aufweisen.
Trotzdem sollte man sich über eines im klaren sein. Selbst das beste Öl
altert mit jeder Fahrt - ja sogar wenn der Wagen steht. Wer sein Öl also
früher wechselt als vom Hersteller vorgegeben tut seinem Motor was
gutes. Man sollte aber dabei nicht übertreiben. Es nützt nichts bei
einem Motor im gutem Zustand alle 3000 km das Öl zu wechseln wenn er
normal im Straßenverkehr bewegt wird. Anders sieht die Sache aus wenn
man ein Fahrzeug Motorsporttechnisch einsetzt. Hier altert das Öl rapide
da aufgrund der sehr viel höheren Temperaturen das Öl zerstört wird.
Deshalb wird hier das Öl schon mal nach jedem Renneinsatz gewechselt.
Wer
sein Öl in etwa immer 5000 Km früher wechselt als vorgesehen tut gutes
für seinen Motor. Vor allem wer viel Kurzstrecke fährt sollte nicht bis
zum Hersteller vorgegeben Intervall warten. Beim Kurzstreckenbetrieb
gelangt immer etwas Benzin ins Öl was das Öl ebenfalls stark altern
lässt. Auf keinen Fall sollte man die Herstellerintervalle
überschreiten.